Manuela Auer Sozialistenhutträgerin 2022

Chapeau! Sie hat jetzt einen Hut erworben, den allerersten in ihrem Leben bisher, und den will sie mit Stolz bei der nächsten Sitzung des Vorarlberger Landtages in Bregenz kurz tragen.
Manuela Auer mit Initiator Leo Wiedemann Foto Michael Götz

Manuela Auer mit Initiator Leo Wiedemann Foto Michael Götz

Die Rede ist von der Vorarlberger SPÖ-Politikerin, Landtagsabgeordneten und führende ÖGB-Gewerkschaftsfunktionsträgerin im „Ländle“, M a n u e l a  A u e r. Ihr hat der Lindauer SPD-Kreisverband am vergangenen Freitag Abend im vollbesetzten Kulturboden des neuen Hutmuseums in Lindenberg den traditionellen Sozialistenhut“ verliehen. Der Sozialistenhut geht auf die Zeit der Sozialistenverfolgung unter dem Reichskanzler Bismarck zum Ende des 19.Jahrhunderts zurück. Der breitkrempige Hut war zu jener Zeit im Allgäu das Erkennungszeichen für Angehörige der Sozialdemokratischen Partei. Heuer ist der Sozialistenhut zum 38.Mal seit der Einführung im Jahr 1986 verliehen worden. Und es ist eine andere Tradition entstanden,  wonach stets die Person, die in dem einen Jahr den Sozialistenhut verliehen bekommen hat, im darauffolgenden Jahr die Laudatio für die oder den nächste(n)  Träger(in) des Sozialistenhutes vortragen muss.

Und so war es dieses Mal Hubertus Heil, dem Bundes-Arbeits-und Sozialminister  Hubertus Heil,  vorbehalten, die neue Trägerin des Sozialistenhutes zu würdigen. Wegen seiner Arbeit in Berlin und etlicher Termine in der Endphase des Landtagswahlkampfes in Niedersachsen ließ sich der Minister digital nach Lindenberg ins  Hutmuseum zuschalten, freilich mit dem Sozialistenhut auf dem edlen Haupte.

Zwischen den einzelnen Redeauftritten trat der Allgäuer Liedermacher Sigi Lüer mit seiner Gitarre auf und bereicherte den Abend mit etlichen nachdenklichen Liedern auch aus dem Lebenswerk von Hannes Wader. Zu Beginn der Feierstunde begrüsste der SPD-Kreisvorsitzende Christian Maurus aus Heimenkirch auch eine Abordnung aus dem benachbarten Ortsverein Isny  mit dem Arzt und Kommunalpolitiker Peter   Clement.

„Sozialdemokraten müssen jetzt regieren, gerade jetzt“,  leitete Hubertus Heil sein

Grußwort ein und beschwor den aktuellen Kampf um mehr Lebensqualität gegen  die um sich greifende Armut vieler Rentner/innen, alleinerziehender Elternteile mit   ihren Kindern, ja auch Arbeitnehmer/innen mit Niedriglöhnen vor dem Hintergrund  der wachsenden Inflation und der Energiekrise. „Da geht einem der Hut hoch!“ empörte sich Heil über Krisengewinnler mit üppigen Boni in den Vorstandetagen von Konzernen. Sozialdemokraten seien aufgerufen, die Dinge besser zu machen  und für mehr soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, bundesweit und ebenso vor Ort.

Der Minister würdigte die Vorarlberger Sozialdemokratin und Gewerkschafterin

Manuela Auer, die auch als alleinziehende Mutter und als erste Frau in der Führung des Vorarlberger Gewerkschaftsbundes viele Jahre für die Rechte von abhängig Beschäftigten und Menschen in Altersarmut überaus engagiert gekämpft habe.

Nach zwei weiteren Auftritten des Liedermachers Sigi Lüer überreichten Christian   Maurus und Dagmar Nölte vom Lindauer SPD-Kreisvorstand unter großem Beifall der Besucher/innen eine Neuausgabe des Sozialistenhutes und ergänzend einige Präsente aus der Allgäuer Region an Manuela Auer, heuer die dritte Trägerin des Sozialistenhutes aus dem benachbarten Ausland nach dem österreichischen Publizisten und Politiker Günter  Nenning und dem Schweizer Alt-Linken Jean Ziegler.

Im Mittelpunkt ihrer Rede stellte die neue Hutträgerin die Anklage an die Politik in Österreich, dass die Gewinner aus der Corona-Pandemie sich weiter bereichern konnten und die Schere von arm und reich weiter auseinander gegangen sei. „Man kritisiert, dass Asylwerber ebenfalls den Klimabonus von 500 Euro erhalten sollen, während die Multimillionäre im Land diesen Bonus  einstreichen können,  obwohl sie ihn gar nicht brauchen. „Wir reden heftig über geflüchtete Menschen   in den ach so lauten Boulevardblättern, aber über den eigentlichen Skandal reden wir nicht…“ Dass fortwährend große Vermögen vererbt werden und zugleich  Arme und gar Mittelschichtler immer weniger bekommen, darüber werde geschwiegen. Besonders nachdrücklich attackierte sie die Gewinnmargen und die  Aktienrendite auf   Pflegebetten von europaweit agierenden Konzernen. Dies habe zur Folge, dass  in der Pflege, beim Pflegepersonal und bei den Pflegebedürftigen immer mehr gespart werde. In Ihren Ausführungen bescheinigte sie dem früheren Lindenberger SPD-Politiker Leo Wiedemann, vor 36 Jahren Initiator des „Sozialistenhutes“, sich sein ganzes Leben lang für die sozialen Grundwerte und für die Verteilungsgerechtigkeit  engagiert zu haben.

Text Willi Bernhard, Foto Michael Götz